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Anfangen ist keine Frage der Zeit, sondern eine Frage des Mutes. Nach 4 Jahren habe ich es endlich geschafft, meinen eigenen YouTube-Kanal zu starten: Kommenden Freitag geht mein erstes Video online. Im heutigen Blog will ich euch erzählen, wie ich Schritt für Schritt meinen Weg durch Selbstzweifel und Technikdschungel gefunden habe. Dazu zeige ich euch alle Schwierigkeiten, denen ich begegnet bin und welche Lösung ich für mich gefunden habe. In einem zweiten Artikel werde ich dann auch noch auf ganz praktische Aspekte eingehen. Und vielleicht traut sich nach der Lektüre ja der ein oder andere von euch auch endlich aus der Ecke und vor die Kamera.

(Lern-)Schritt 1: Auch deine Meinung und deine Ideen haben einen Wert

Ich bin seit Jahren auf YouTube unterwegs und schaue vor Allem Videos im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Produktivität, Literatur und Studium. Für mich war immer klar, dass ich gerne selbst vor der Kamera stehen und über Bücher sprechen möchte. Ich hatte mir das zu Beginn meines Studiums ganz romantisch vorgestellt: Ein bisschen Booktube, ein bisschen Studycontent, ein paar Vlogs. Wer meinen Weg mitverfolgt hat, weiß: Mittlerweile studiere ich seit 3,5 Jahren. Aus den romantischen Träumen ist keine Realität geworden. Bis jetzt.

Anfangs lag das größtenteils an der Grafikkarte meines Computers, die das Schneiden von Videos unmöglich machte. Mittlerweile ist der alte PC längst durch einen besseren Laptop ersetzt – Videos hatte ich trotzdem keine produziert. Der Grund lag eben doch tiefer: Es ist die Angst vorm Scheitern. Ich kann ja noch nicht mal mit einer Excel-Tabelle umgehen und mein Adobe InDesign Schnupperkurs an der Uni war gelinde gesagt eine Katastrophe. Wie sollte ich da in der Lage sein, Videos zu schneiden? Und wer versteht schon was von SEO-Analysen, guten Thumbnails oder dem YouTube Algorhythmus? Am Schlimmsten war aber der Gedanke, der penetrant im Hinterkopf saß und mir zuflüsterte, dass die eigene Meinung nun doch wirklich das Letzte ist, was die (digitale) Welt noch braucht.

Lösung: Etwas reflektieren und andere YouTuber “fragen”. Wenn man nach Videos mit Tipps zum Start eines Kanals sucht, findet man ganz viele Creator und so ziemlich Jede:r von ihnen sagt, dass es es total unnötig war, sich solche Gedanken zu machen. Wir Menschen sind einzigartig und Jede:r wird Publikum/Leute finden, die ihn genau dafür mögen. Fast so wie im echten Leben. Ich bin ich und du bist du – und das dürfen wir der Welt auch zeigen. Auch auf YouTube.

(Lern-)Schritt 2: Informieren ist gut, aber am Ende zählt Handeln

Nachdem ich den Mut gefunden hatte, zu starten und meinen 2020 angelegten YouTube Kanal mit neuem Namen und Banner aufgefrischt hatte, bin ich erst mal in den Weiten der Tutorials versunken. Schließlich müssen es die Leute, die schon länger dabei sind, ja wissen. Es scheint auch so ziemlich jeder YouTuber eine Meinung dazu zu haben. Es gibt Unmengen an Videos, die mit vielversprechenden Titeln jede Menge Follower in kurzer Zeit versprechen.

Auch wenn es nicht schadet, das ein oder andere Video zum Thema zu sichten und sich Tipps für den Start zu holen, habe ich doch irgendwann gemerkt, dass mich das nicht vorwärts bringt. Wenn ich Fortschritte machen möchte, dann muss ich aktiv werden und anfangen, auch wirklich Videos zu produzieren.

Chaotischer Versuch eines ersten Setups. Maybellene ist zuversichtlich. (Bild: Ich)

Lösung: Ich habe mir einige (weniger sensationsheischende) Videos dazu angesehen, wie man am besten einen YouTube Kanal startet, dann das ein oder andere Video über Technisches (Filmen + Schneiden) und versucht ein paar beliebte Themen aus meinem Bereich zu spotten. Dann habe ich losgelegt. Die ersten Versuche sind ein einziges Chaos und man stößt beim Drehen, beim Reden (und sogar beim Denken) sowie beim Bearbeiten auf nie erwartete Herausforderungen. Aber hier heißt es learning by doing. Ausprobieren, Wiederholen, Googlen, Weitermachen. So kommt man Stück für Stück aus dem Nachdenken ins Machen und damit seinem Ziel näher.

(Lern-)Schritt 3: Es muss nicht genau so sein, wie bei den anderen, um gut zu sein

Am Anfang habe ich mich sehr an den Videos meiner Lieblings-Booktuber:innen orientiert oder an Kanälen, die besonders erfolgreich sind. Das führte dazu, dass ich kurz ernsthaft dachte, ich würde meine Videos auf Englisch drehen. Meinen ersten Filmtag habe ich mit einem Booktube Newbie Tag Video gestartet, in dem ich mich auf Englisch durch die vorgegebenen 10 Fragen gequält habe. Es war so zum Verzweifeln, dass ich es danach erst gar nicht mehr auf Deutsch probiert habe. Beim nächsten Versuch einige Tage später war klar, dass ich mich vor der Kamera nur wohl fühle, wenn ich so natürlich wie möglich bin. Und das ist in meiner Muttersprache. Die Idee mit den englischen Videos ist also durch. Ebenfalls das Bestreben “seriös-schlichte” Thumbnails zu machen. Ich liebe diese Clean Chic-Ästhetik, aber nicht für meinen Content. Punkt.

Ich kann nur bunt. Das Thumbnail für mein Bookhaul-Video. (Erstellt mit Canva)

Lösung: Was auch immer die anderen machen und damit erfolgreich sind – wenn es nicht zu einem und der eigenen Persönlichkeit passt, wird das Ergebnis nicht gut sein. Es ist am Anfang schwer genug, vor der Kamera zu sprechen. Wenn man sich dabei noch verstellt oder meint, “besser” wirken zu müssen, wird es viel schwieriger als nötig. Die Lösung heißt also ganz unrevolutionär: Authentizität und Natürlichkeit.

(Lern-)Schritt 4: Drüber reden ist nicht Schwatzen, sondern hilft

Und zwar für die eigene Disziplin und um Unterstützung von anderen zu bekommen. Wer mit mir auf den sozialen Plattformen vernetzt ist, hat mitbekommen, dass ich schon während des Start-Prozesses darüber gepostet habe. Im ersten Moment hatte ich Zweifel, ob das nicht total überzogen ist. Schließlich habe ich noch kein einziges Video fertig und hochgeladen. Gerade da hat sich aber schnell gezeigt, dass es Menschen gibt, die einem schon in dieser schwierigen Anfangsphase hilfreiche Tipps geben können. Ich habe von mehreren Menschen großartige Hilfestellung, Unterstützung und Rat bekommen, wofür ich super dankbar bin. So konnte ich über einige Hürden viel schneller hinwegkommen. Dank geht nochmal an Florian, Maze, Micki, Lele und Teresa für ihre tolle Hilfe, Unterstützungsangebote und geteilten Erfahrungen!

Vor Allem hilft es mir aber auch, nicht doch noch einmal einen Rückzieher zu machen. Zuerst groß ankündigen und dann doch nichts zu machen wäre schon sehr peinlich. Klar, jeder hat das Recht, sich etwas anders zu überlegen, wenn es doch nicht gut oder richtig für ihn ist. Aber nur aus Feigheit oder Selbstzweifel Dinge nicht in die Realität umzusetzen, nachdem man sie groß angekündigt hat? Eher unangenehm.

Lösung: Wie Austin Kleon in seinem berühmten Werk Show your work deutlich macht: Es ist wichtig zu zeigen, was man macht und woran man arbeitet. Nur so können einen andere finden, die sich dafür interessieren oder einen unterstützen wollen. Von daher: Darüber reden, posten, Fortschritte und Probleme teilen, offen gegenüber anderen Menschen sein – dann ergeben sich neue Wege und Lösungen.

(Lern-)Schritt 5: Vorarbeit ist gut aber Perfektionismus is a b****

Da der Algorhythmus sehr viel Wert auf Kontinuität legt und überall geraten wird, wöchentlich ein Video zu posten, wollte ich etwas vorarbeiten. Ich habe die letzten Wochen daher die ersten 4-5 Videos vorproduziert, damit ich starten kann. Wie jeder Mensch bin ich mit Berufsalltag und in meinem Fall auch noch Universitätsalltag gut eingespannt und durch meine Unerfahrenheit dauert jeder Arbeitsschritt bei der Videoproduktion sehr lange. Da schadet ein bisschen Planung und Zeitmanagement nicht.

Dezente Überforderung: Erste Versuche mit dem Videobearbeitungsprogramm DaVinci Resolve (Bildschirmscreenshot)

Gerade die letzten Tage habe ich aber bemerkt, dass ich die endgültige Fertigstellung eines ersten Videos hinausschiebe. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass keines der fünf Videos, die ich vorproduziert habe, wirklich fertig ist. Das mag für 1-2 Videos stimmen – aber nicht für die anderen. Dennoch weiß ich, dass ich sie noch verbessern könnte. Oder noch kürzen müsste. Weil ja doch keiner so lange gucken will, was ICH zu sagen haben. Da sind sie wieder – die Selbstzweifel.

Lösung: Für mich dieser Artikel. Wenn der online geht, kann ich nicht mehr länger warten – dann muss ich auch das erste Video hochladen. Zumindest zeitnah. Die Lösung heißt also Initialhandlung finden. Einen Punkt oder eine Handlung, die den endgültigen Startschuss geben. Kein Zögern mehr möglich. Das absolute Ende der Dead-Line sozusagen. Und die Selbstzweifel einfach ignorieren.

(Lern-)Schritt für die Zukunft: (Euer) Feedback

Damit entlasse ich euch aus diesem Blogartikel und hoffe, dass ich euch etwas inspirieren konnte. Zum Einen dazu, an euren eigenen Projekten zu arbeiten, die auch gar nicht unbedingt mit Youtube oder den sozialen Plattformen zusammenhängen müssen. Zum Anderen auf meinem Kanal vorbeizuschauen und mit mir über Bücher und das Leben zu philosophieren, Spaß zu haben und glücklich zu sein. Darüber, dass es so etwas Wundervolles wie Sprache gibt und wir uns über die Dinge austauschen können, die uns begeistern.

Da isser: Mein YouTube-Kanal in neuem Gewand inkl. der alten Fail-Videos *lach*. (Bildschirmscreenshot)

Vielleicht mögt ihr mich ja ein Stück auf diesem Weg begleiten. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, euch dort zu treffen und von euch zu hören, was euch antreibt, fasziniert und glücklich macht. Und natürlich sind eure Meinung, Wünsche und Vorschläge für die Zukunft meines Kanals herzlich willkommen! Und finally: Hier gehts zu meiner bunten YouTube-Bücherwelt: Books and Poets. Freitag geht`s los. Wir lesen uns dort!


Mein Bearbeitungsprogramm (das ich in der kostenfreien Version benutze), gibt es hier: DaVinci Resolve 19 | Blackmagic Design

Meine Thumbnails und alle grafischen Elemente in den Videos erstelle ich mit der kostenfreien Version Canva: Canva: Die Visual Suite für alle

Und wer lieber weiterlesen will – hier gibts noch was für den schriftlichen Literaturgenuss: Timothy Morton: Ökologie & Star Wars – Natascha Huber (natascha-huber.de)

Hinweis: unbezahlte Werbung / unbezahlte Verlinkung
Natascha Huber