Wo sehen Sie sich in 5 Jahren? Eine der Standardfragen im Jobinterview. Während die Frage gerne für Stress sorgt, machen Überlegungen zu den eigenen kurz- oder langfristigen Träumen rund um Literatur, Schreiben und Lesen umso mehr Spaß. Heute gibt’s also die zweite Hälfte meiner literarischen Ziele und Träume für die Zukunft. Kleiner Disclaimer: Motiviert von dem Artikel habe ich die Tage bereits begonnen, an Einem davon zu arbeiten. Wer meinen Facebookpost gesehen hat, weiß auch schon an welchem. 🙂
Dream 6: Eigenes Fernseh- oder Medienformat über Literatur, Kultur & Bildung
Nach meinem Drehtag mit dem SWR in 2014, bei dem ein Porträt über mich und meine Kulturarbeit für die Landesschau Rheinland-Pfalz entstand, war ich völlig k.o. – aber genauso euphorisch. Was für ein Vergnügen vor der Kamera zu stehen und zu sprechen! Die Redakteurin meinte zudem, ich wäre ein Naturtalent. Nun gut, vielleicht wollte sie nur nett sein. Aber auch der völlig unerwartete Kurzdreh mit dem Bayrischen Fernsehen 2018 beim Literaturwettbewerb Irseer Pegasus lief ähnlich großartig. Und ich muss schon eingestehen, Komplimente zu meiner Art zu sprechen oder meiner „Bühnenpräsenz“ machen mich ziemlich glücklich.
Daher ist es mein größtes Ziel, Bühne, Kamera und Gespräch irgendwann verbinden zu können. In meinen Träumen ergibt sich daraus eine Mixtur aus Literarischem Quartett, Markus Lanz und Booktube. Ich würde mir gerne Gäste und Profis einladen, mit denen ich über wichtige und spannende Themen aus den Bereichen Literatur, Kultur und Bildung sprechen kann. Für ein Format, das persönlich, unprätentiös und inspirierend ist und das wichtigen Stimmen der Gegenwart sowie der Vergangenheit eine Plattform bietet. Miteinander reden, Lernen und Zuhören. So sähe das in meinen schönsten Träumen aus.
Wahrscheinlichkeit: Im Kleinen: 3,5 von 5 / Im Großen: 2.5 von 5 – Hey, immerhin habe ich noch meinen (lahmgelegten) YouTube-Kanal. Und ich habe Pläne, ihn nun doch bald einmal in Angriff zu nehmen. Wenn nur das mit dem Editing nicht so ein Buch mit sieben Siegeln wäre. Am liebsten würde ich nur Content planen und vor der Kamera stehen und den Rest Jemand machen lassen, der das toll findet. Jemand zufällig Lust? 😉 Im großen Stil ist das alles sehr weit weg und wird eventuell nie passieren. Aber man kann ja trotzdem darauf hinarbeiten.
Zeitfenster: Im Kleinen: Bis 2026 / Im Großen: In 10 Jahren?
Dream 7: Ein eigenes Bibliotheks-/Lese-/Schreibzimmer
Ich sehe es ganz deutlich vor mir, wie im schönsten Bücherklischeetraum: Regale bis zur Decke, eine kleine Leiter, an der großen Fensterfront ein Schreibtisch mit Stapeln von Büchern und Zeitungsartikeln und im Eck ein Lesesessel mit Schafsfell. Alles in Cremeweiß oder hellem Mahagoni, dazwischen Grünpflanzen. Ich kann es regelrecht fühlen, wie ich mitten im Zimmer stehe und beim Anblick meiner Bücherschätze fast vor Glück platze.
Zugegeben, ich bin schon ein bisschen neidisch, wenn ich die beeindruckenden Bücherregale von manchen Menschen sehe. Wer auch ein bisschen neidisch und inspiriert zugleich sein will, kann zum Beispiel mal auf YouTube bei Carolyn Marie Reads oder Markus Gasser – Literatur ist Alles reinschauen.
Wahrscheinlichkeit: 3 von 5 – Wenn ich erst mal wieder meine eigene Wohnung habe und Vollzeit arbeite, könnte das ja zumindest in ein paar Jahren im Mini-Format klappen.
Zeitfenster: Die nächsten 5-6 Jahre
Dream 8: Wissenskompetenz (jüdische) Literatur der Moderne
Ich habe mit der Epoche und dem Literatursystem der Moderne mein Zuhause gefunden. Nichts fasziniert mich so sehr, wie diese Zeit und ihre Künstler:innen. Auch meine Bachelorarbeit über jüdische Autorinnen der Moderne hat mich darin noch einmal bestätigt. Trotz einer gewissen Auseinandersetzung mit den Themen und Texten der Zeit, gibt es noch viel darüber zu lernen. Ich hoffe sehr, mein Wissen und meine Kompetenzen in den nächsten Jahren noch stärker vertiefen zu können. Sowohl was die sozio-kulturellen und geschichtlichen Hintergründe betrifft als auch die Kunst der Zeit, natürlich mit Schwerpunkt auf Literatur.
Aufgrund meiner Liebe zu Else Lasker-Schüler und auch, weil jüdische Künstler:innen zu der Zeit in Künstlerkreisen großen Einfluss hatten, möchte ich mich sehr gerne insbesondere den Schriften jüdischer Autor:innen widmen.
Wahrscheinlichkeit: 5 von 5 – Ich sollte rund um das Studium noch Möglichkeiten haben, mich in der Richtung weiterzubilden. Für das nächste Semester habe ich mich z. B. in ein Seminar zu Antisemitismus eingeschrieben. Natürlich werde ich mir auch in meiner „Freizeit“ noch mehr Wissen aneignen müssen, aber ich freue mich darauf.
Zeitfenster: Bis zum Ende des Studiums – aber: Lernen eine lebenslange Aufgabe.
Dream 9: Eine Biographie über eine/n Autor:in schreiben
Simon Sinek sagt: Jeder Mensch hat ein WARUM, das ihn antreibt. Ich weiß nicht, ob ich meines schon ganz genau formulieren kann. Ich glaube jedoch, dass es etwas damit zu tun hat, Stimmen hör- und sichtbar zu machen. Wie oben schon geschrieben, mag ich es sehr, Orte der Begegnung zwischen Künstler:in und Rezipienten zu schaffen. Eine Biographie ist für mich genau das.
Natürlich weiß ich nicht, ob ich das „kann“ und wie das „geht“. Trotzdem, möchte ich es nicht ausschließen. Ich interessiere mich für die Menschen hinter den Texten. Für ihre Lebensgeschichten und Hintergründe. Außerdem lese ich gerne Briefe, mag es, mich durch Dokumente zu wühlen und habe schon ein bisschen im Archiv gearbeitet. Dass das nicht für die aufwendige Rekonstruktion eines Lebens reicht, versteht sich von selbst. Dennoch kann ich an diesen Interessen anknüpfen. Sehr empfehlen kann ich übrigens die biographische Arbeit von Marion Tauschwitz über Hilde Domin oder Selma Merbaum, die ich mit Begeisterung gelesen habe!
Wahrscheinlichkeit: 2 von 5 – Sehr aufwendig und unklar, ob umsetzbar.
Zeitfenster: Wenn umsetzbar, dann wirklich sehr langfristig. In 10 Jahren?
Dream 10: Mit meiner Stimme arbeiten – Hörbuch?
Schon seit meiner Jugend werde ich immer wieder explizit auf meine Stimme und meine Art zu lesen angesprochen. Es ist eines der schönsten Komplimente, die man mir machen kann und freue mich jedes Mal darüber. Von dem ein oder anderen wurde ich auch gefragt, ob ich mir schon mal überlegt hätte, als Moderatorin oder professionelle Sprecherin zu arbeiten. Auch hier gilt: Das braucht viel mehr Ausbildung und Können, als es auf den ersten Blick scheint.
Das ändert nichts daran, dass ich wahnsinnig viel Freude daran habe, Text vorzulesen, aufzunehmen oder generell mit Stimme (und Mikrofon) zu arbeiten. Ich stelle es mir ganz besonders vor, mit der eigenen Stimme eine geschriebene in eine hörbare Welt zu verwandeln.
Wahrscheinlichkeit: 3 von 5 – Ich habe nach wie vor etwas Kleineres im Kopf ( vor Allem für diese Homepage). Wir werden sehen, ob es sich umsetzen lässt.
Zeitfenster: Für die Homepage: 1-2 Jahre / Im Großen: Unklar
Groß Träumen heißt Möglichkeiten ausloten
Fast hätte ich mich beim Schreiben des zwei-teiligen Artikels unter dem Tisch verkrochen. Warum? Weil ich das Gefühl hatte, nach der Lektüre würde mich Jede:r für größenwahnsinnig halten. Dann ist mir aber eingefallen, dass das nur mein Imposter-Syndrom ist, das sich gerade wieder bemerkbar macht. Ich kenne leider genug Menschen, die sich nicht (mehr) trauen, groß zu träumen. Weil sie Angst haben, ausgelacht zu werden. Oder weil sie zu große Selbstzweifel haben. Manch andere habe in ihrem Leben zu oft gesagt bekommen, was sie alles NICHT schaffen können. Ich bin dafür, dass wir uns trauen und zu dem stehen, was wir wirklich wollen. Auch die ganz großen Träume, von denen wir nicht wissen, ob sie jemals wahr werden.
Wenn man darüber spricht, können aus Träumen Ziele werden, denen man langsam näher kommt. Und auf dem Weg trifft man vielleicht Gleichgesinnte. Ich habe schon viele Menschen kennen lernen dürfen, die mich auf meinem Weg im Großen oder Kleinen unterstützt haben. An euch, ja genau, IHR, ihr wisst, wenn ihr gemeint seit: Noch einmal ein riesiges Dankeschön!
Und nun alle auf: Let’s have big goals!
Hier geht’s zum Inspirationsvideo der großartigen Strange Lucidity: My 10 Literary Dreams and Goals
Wenn ihr etwas mehr über mein Praktikum im Archiv erfahren wollt: Erasmus+: Mein Praktikum im Robert-Musil-Institut Klagenfurt
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