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Irgendwann musste es ja kommen: Das erste Semester, in dem nix klappt. Oder zumindest alles nicht so gut wie in den Semestern davor. Herzlich Willkommen in meiner aktuellen Drittsemester-Chaos-Klausurenphase. Damit es bei euch erst gar nicht dazu kommt und ich im nächstes Semester nicht wieder so ende, schauen wir uns heute mal an, wie man die Sache besser angehen kann.

Es gibt „schlechte“ Lehrer*innen, aber…

Egal ob subjektiver Eindruck oder kollektive Meinung der Studierenden: Es wird immer mal wieder dozierende Personen geben, in deren Unterricht man nichts lernt. Mir ging es dieses Semester in einem bestimmten Modul so und ich habe ab Vorlesung 1 gelitten. Nichts destotrotz hilft es nicht, sich in all den Fragezeichen zu suhlen, die der Unterricht hinterlässt. Genau das habe ich aber getan; meine Motivation, mich selbst um den Stoff zu kümmern, war gelinde gesagt suboptimal – die dazu vorgeschlagenen Literatur gab auch nicht unbedingt Grund zur Euphorie. Meine aktive Mitarbeit hat sich somit fast ausschließlich auf das Downloaden der obligatorischen Referate der Mitstudierenden beschränkt – die selber nichts verstanden haben. Zugegeben, eine Klausur hätte ich unter diesen Umständen nicht bestanden. Nun will aber immerhin noch eine Hausarbeit darüber geschrieben werden. Oje.

Takeaway fürs nächste Semester: Jammern bringt nix, Zähne zusammen beißen und trotzdem von vornherein mitlernen, Fragen stellen, Literatur durcharbeiten und eventuell Vorlesung gegen Eigenstudium des Themas eintauschen.

Mit (Bluetooth-)Tastatur lassen sich pro Vorlesung 15 Seiten mitschreiben, aber…

Ich hatte es noch nie sonderlich mit dem Motto „Weniger ist mehr“. Leider trifft das auch auf meine Mitschriften zu. Vor Oktober habe ich während den Vorlesungen handschriftliche Notizen auf meinem Ipad über die App Goodnotes gemacht. Seit Oktober verfüge ich über den sensationellen Luxus einer Bluetooth-Tastatur ( für mich Technik-Unkenner revolutionär) und, was soll ich sagen, ich kann schnell tippen. Somit fanden dieses Semester auch viele unnötigen Worte ihren Platz auf meinen Vorlesungsnotizen. Ein Vorteil ist das nicht: Ich habe die letzten Monate deutlich unregelmäßiger meine Notizen nachbearbeitet. Schlichtweg, weil das Pensum so groß war, dass es mich überfordert hat. Und so hat sich einiges an unbearbeitetem Material angesammelt und für noch mehr Überforderung gesorgt. Priorisierung scheint sowieso eines der Schlüsselwörter fürs Studium zu sein. Nun gut, ich übe mich noch darin.

Takeaway fürs nächste Semester: Back to the roots. Supertechnik ist nicht die Antwort. Dinge, die die Arbeit vereinfachen sind super und man sollte Verschiedenes ausprobieren, um rauszufinden, was am besten für einen funktioniert. Wichtig dabei ist aber im Hinterkopf zu behalten: Was ist wirklich wichtig und wie kann ich diese Dinge effizient nutzen?

Bewegung und Routinen weglassen schafft Zeitpuffer, aber..

Keine Bewegung ist auch keine Lösung. Ich bin nicht gerade der größte Freund von sportlichen Aktivitäten, daher war ich durch den Zeitmangel sehr schnell bereit, meine zwei einstündigen Sportsessions pro Woche unter den Tisch fallen zu lassen. Auch meine Routinen habe ich aus dem Tagesplan gestrichen, um schneller am Schreibtisch zu sitzen und weiter an meinen Unterlagen zu arbeiten. Was ich dabei jedoch vergessen habe, ist, dass regelmäßige Bewegung für Ausgleich sorgt, der wiederum notwendig ist, damit unser Gehirn weiter seine Leistung bringen kann. Die Folge von stundenlangem Am-Schreibtisch-Sitzen: Unkonzentriertheit, Kopf- und Nackenschmerzen, Müdigkeit, Ineffizienz. Damit ist also, auf lange Sicht gesehen, auch nichts gewonnen. Ähnliche Erfahrung habe ich bezüglich meiner Morgenroutine und meiner wöchentlichen Planung gemacht. Die Zeit, die ich mir dadurch eingespart habe, habe ich stattdessen daran verloren, meinen Tag und meine Aufgaben spontan zu strukturieren und zu organisieren. Wir Menschen sind nicht dafür ausgelegt, ständig aufs Neue hunderter kleiner Entscheidungen zu treffen – jede davon kostet uns kognitive Energie, die dann für wichtigere Aufgaben fehlt.

Takeaway fürs nächste Semester: Oberflächliche Lösungen sind oft keine. Wenn die Motivation nicht für Sport reicht, dann zumindest einmal raus an die frische Luft, ein paar Stretch-Übungen im Garten oder kurz durch Feld und Wiesen marschieren und durchatmen. Was die Planung betrifft: Beibehalten und gegen den Stress verteidigen, weil sie am Ende doch schneller zum Ergebnis führt.

Und wenn es gar nicht anders geht: Umdisponieren, nein sagen, neu starten

Inzwischen sind einige Tage vergangen, seit ich den Blogpost zu schreiben begonnen habe und ich lasse ihn so, will aber mit dem letzten Punkt noch ein Update hinzufügen. Ich habe nach reiflicher Überlegung und vorausgegangener, stundenlanger, panischer Internetrecherche beschlossen, dass ich die Hausarbeit in dem Fach, das ich nicht verstanden habe, NICHT schreiben werde. Ich habe dieses Semester schon 6 Prüfungen, davon 2 Hausarbeiten – ich habe keine Zeit übrig, um sie obendrauf in eine Arbeit zu investieren, die mir eventuell nicht gelingen wird. Das ist schwer für mich, da ich immer alles retten und schaffen will – aber manchmal muss man sich einfach eingestehen, dass es nicht geht. Und dass man eventuell eine falsche Wahl getroffen hatte. Ich werde also diesen Leistungsnachweis nicht erbringen. Wenn ich Glück habe, gilt es aufgrund der Covid-Situation als Freiversuch. Wenn nicht, wird mir ein Fehlversuch dafür angemerkt. In beiden Fallen kann ich dann aber im nächsten Semester das Seminar in dem Modul zu einem anderen Thema, bei einer anderen Lehrperson, belegen und dort meine Prüfung ablegen.

Takeaway fürs nächste Semester: Auf das Bauchgefühl hören. Wenn das Fach so gar nicht passen will: Am besten rechtzeitig von der Prüfung abmelden, damit es am Ende nicht als Fehlversuch gezählt wird. Sollte es früh genug sein, lässt sich ja vielleicht nach Rücksprache auch noch im gleichen Semester zu einem anderen, gleichwertigen Seminar wechseln.

Und nun wünsche ich allen Studierenden einen guten, erfolgreichen Start ins neue Semester – lasst euch nicht unterkriegen und versucht die Neugierde auf und Freude für euere Studienthemen zu behalten. Letzten Endes ist es doch immer wieder so ein Privileg, lernen zu dürfen und das wissen wir alle, stimmt’s?

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Natascha Huber